Zeichen setzen

Das liberale und konservative Heilbronn im Wettstreit: die spannende Geschichte der alten Denkmäler.

Karikatur im wahren Jacob 1898

„Der Bürgermeister ist im Irrenhaus!“ – 1892 bis 1894 atmete das liberale Heilbronn auf. Der streitsüchtige Bürgermeister Hegelmaier wurde suspendiert. Querulantenwahnsinn wurde vom königlich württembergischen Medizinalkollegium später festgestellt. Die Landesnervenanstalt Illenau war eine der Stationen.

Das liberale Heilbronn nutzte ab 1892 die Zeit ohne Hegelmaier, um in der Stadt Zeichen zu setzen. Drei Denkmäler wurden in der Abwesenheit Hegelmaiers unter liberalen Vorzeichen eingeweiht.

Ludwig Pfau, der alte 1848er Demokrat, schritt mit seinem jüdischen Freund Max Rosengart  den Marktplatz ab, um den richtigen Platz für ein Denkmal  zu finden, das Geist,  Vernunft, Fortschritt und  Wissenschaft feiern soll. Direkt vor dem Rathaus sollte es stehen, wo über die Stadt entschieden wurde – die sich in dieser Zeit noch nicht von Jauchegrube und Plumpsklo trennen konnte. Der Vater von Theodor Heuss setzte sich als Leiter des Tiefbauamtes jahrelang vergeblich für eine Kanalisation mit Wasserklosetts ein.  November 1892  wurde das Robert-Mayer-Denkmal eingeweiht. Ganz im Sinne der Aufklärung überwinden Vernunft und Wissenschaft alle Stände, finden hier alle zusammen, wie die Rede zur Einweihung betonte.

Postkartensammlung StA Hn

 

little Liberty Heilbronn – auch die Freiheit hat einmal klein angefangen.

Ein  Kind trägt das Symbol der Energie (Kalorie)  Foto jp

Bereits 1846 verbindet Ludwig Pfau in einem Gedicht seine demokratischen Hoffnungen mit der Wissenschaft : „Das Bürgerthum will uns Gleichheit bringen / das ist der Schlachtruf dieser neuen Zeit / aus Glaubenstrümmern will es aufwärts dringen / vom starken Arm der Wissenschaft befreit.“

Gustav Kittler, Sozialdemokrat erster Stunde, eröffnete bald am Platz ein Haus des Arbeiterbundes.e4 Das Foto unten wurde  nach über 100 Jahren im Fotoschatz der Gebrüder Metz wiederentdeckt und zeigt die selbstwusste Präsenz des Arbeiterbundes am repräsentativen Markt. Stolz setzte Kittler seinen Namenszug unter die Wandmalerei. Kittlers alter Weggefährte Abraham Gumbel, der inzwischen zu den Liberalen gewechselt war, hatte bereits eine  Bank am Platz etabliert.

Foto um 1905, Gebr. Metz, HdG Stgt, Pate Volksbank

 

Als Demokrat und Kriegsgegner ging Ludwig Pfau in der Bismarckära mehrmals ins Gefängnis.

Ludwig Pfau hatte kein Amt in der Stadt, aber einen Ruf – und gewann so Einfluss. Er mischte sich auch  in die Gestaltung des nächsten Denkmals stark ein. Wieder wurde es symbolträchtig platziert – als ein Zeichen für Versöhnung der deutschen Länder und gegen Antisemitismus.

Gebrüder Metz, HdG Stuttgart, Ausschnitt, digital. Bearbeitung jp, Pate der Bildplatte Volksbank

„Auch in unserem guten Heilbronn wurde kein Jude in die ‚Harmonie‘ oder den ‚Bürgerverein‘ aufgenommen“, berichtet  Manfred Scheuer  aus seinen Erinnerungen an das Leben der jüdischen Gemeinde.e3  Dabei sollte der Name Harmonie doch Programm sein.   Pfau arbeitete bei dem neuen Denkmal wie bereits zuvor mit Max Rosengart von der jüdischen Gemeinde zusammen, der sich in der Abwesenheit Hegelmaiers mit zwei Ratskollegen die Amtsgeschäfte des Bürgermeisters kommissarisch teilte. Ludwig Pfau hatte die Versöhnung als zentrales Motiv seiner Denkmalidee für den Platz vor der Harmonie gewählt: Mutter Germania führt ihre Kinder, Nord- und Süddeutschland, mehr noch, alle Bürger zusammen, denn Wilhelm I. brachte  auch volle Bürgerrechte für die jüdischen Mitbürger. Ein Denkmal ohne  Rüstung und  Säbelrasseln – Victoria wird zum Friedensengel.

Gebr. Metz, Glaspl. / kol. Postkarte kombiniert,HdG Stgt, dig jp, Pate der Glaspl. Volksbank

Wieder schuf Ludwig Pfau mehr eine Freiheitsstatue (diesmal viel größer) als einen Herrscher (der zu einem kleinen Medaillon unter der Göttin schrumpfte).

Victoria lässt für die braven Heilbronner lasziv die Hüften schwingen. Halb barbusig liegt eine Brust über dem Herzen frei, einer Marianne der französischen Revolution gleich steigt sie dem Kaiser auf den Kopf.

Ludwig Pfau wird gelacht haben, mit seinem satirischen Witz, als er diesen Entwurf den Heilbronnern vermitteln  konnte. Hinter der Harmonie war das Haus der jüdischen Familie Victor. Sie nannten ihre Tochter, die in dieser Zeit geboren wurde, passend und voller Hoffnung Victoria. Gerade diese Tochter wurde ein Kind mit großem Freiheitsdrang und später erfolgreiche Schriftstellerin: Victoria Wolff . Als sie in Heilbronn aufwuchs, kam sie bei jedem Weg in die Stadt  an der Victoria vorbei und schon die kleine Victoria wird unzählige Male lachend zur großen emporgeschaut haben, siegesgewiss. Mit diesem Mut nahm sie sich später ihre Freiheit. „Ich bleibe doch nicht bei diesen Hottentotten“ – mit dieser Reaktion auf die Heilbronner Pogrome gegen Juden im April 1933 packte sie ihre Koffer und ging.

Am Fuß des Denkmals sitzt Germania mit ihren Kindern

jp

Man sieht dieser melancholischen Germania ihre Zweifel an, ob sich ihre Kinder wirklich vertragen werden. Gleichzeitig wird deutlich: Ludwig Pfau setzt auf die Zukunft im Symbol der Kinder. Hier zeigt er auch den Menschen an sich: ohne Uniform. Diese mussten in seiner Zeit selbst Schüler tragen, mit Rangabzeichen. Jede Klassenstufe hatte eine andere Bandfarbe an der Schülermütze. Lief man ein Jahr später immer noch mit der gleichen Farbe an der Mütze herum, war man für alle sichtbar blamiert: Sitzengeblieben. Ein Schulfreund von Theodor Heuss erschoss sich deswegen.

 

Schüler mit Uniformmütze vor dem Denkmal um 1905

Gebrüder Metz, Haus der Geschichte Stgt, Pate der Glasplatte Volksbank

 

Bereits unmittelbar nach dem Tod von Kaiser Wilhelm I.  im Jahr 1888 begannen die Überlegungen für das Denkmal in Heilbronn, das zuerst ganz im Sinne Hegelmaiers eigentlich einen heroischen Soldatenkaiser nach einem Entwurf von Otto Rieth zeigen sollte. Ab 1889 mischte sich Ludwig Pfau ein, der gerade von einem längeren Aufenthalt in München als Kunstkritiker zurück kam- seine Sachkompetenz überzeugte. Er setzte den Münchner Bildhauer Wilhelm von Rümann durch und schob ihm, wie schon beim Robert-Mayer-Denkmal, seine Ideen unter.

Den positiven Einfluss von Ludwig Pfau auf die Gestaltung  lässt sich  gut im Vergleich mit den anderen Arbeiten Rümanns aufzeigen: Für andere Städte setzte der selbe Bildhauer gleich mehrmals eine völlig andere, militaristische Darstellung um: Kaiser Wilhelm als der klassische Soldatenkaiser, hoch zu Ross mit Pickelhaube wie in Stuttgart.

Rümanns Kaiser-Wilhelm-Denkmal in Stuttgart 1898

wiki gm, dig jp

Auch Hegelmaier, der Veteran des 1870er Krieges, war legendär dafür, gerne hoch zu Ross in der Stadt zu erscheinen,  so die Baustellen zu kontrollieren oder einfach herrschaftlich auszureiten, während er die Ratsherren stundenlang warten ließ.

Zurück zu den Jahren 1892 bis 1893, als Hegelmaier suspendiert war und das liberale Heilbronn drei Denkmäler einweihen konnte:  Das letzte folgte im Herbst 1893. Es war ein Denkmal für die große Hoffnung der Liberalen in der Thronfolge, Kaiser Friedrich III. , der nur 99 Tage regierte. Friedrich und seine Frau, eine Tochter von Queen Victoria, die beide Preußens Säbelrasseln verabscheuten,  weckten Hoffnungen auf die konstitutionelle Monarchie, die Umwandlung Deutschlands  in eine echte Zivilgesellschaft statt preußischem Militarismus und Untertanengeist. Um den Konservativen in der Stadt diesen liberalen Kaiser besser schmackhaft zu machen, kam er hier mit Säbel, Stiefel, Orden und Pickelhaube – setzte diese aber nicht auf.

historische Postkarte, nachkoloriert (jp) – das Denkmal auf dem Frankfurter Platz wurde bereits 1919 wieder eingeschmolzen.

Ludwig Heuss,  der Vater von Theodor Heuss,  hatte sich wochenlang für die Einweihungsrede vorbereitet.  Er wollte seine ganzen Ambitionen als alter 1848er in die Rede packen und ein Zeichen setzen. Am Tag der Einweihung dann das Desaster: Im strömenden Regen ging die Rede von Ludwig Heuss völlig unter, sein Sohn Theodor konnte das jämmerliche Schauspiel kaum mit ansehen.

Dann kam Hegelmaier zurück. Als Jurist und treuer Monarchist mit Unterstützern im Umfeld des Hofes in Stuttgart konnte er am Ende trotz aller Skandale sein Amt auf Lebenszeit  wieder erstreiten – 1894 saß er wieder  im Rathaus. Symbolträchtig folgte darauf der Rücktritt von Robert Mayers Sohn von der Leitung des städtischen Krankenhauses, nach langjährigem Streit mit seinem  Schwiegervater: Robert Mayer Junior hatte ausgerechnet die Tochter Hegelmaiers geheiratet. Hegelmaier gab sich herrisch wie gewohnt. Ludwig Pfau starb kurz vor der Rückkehr der Nervensäge – es erinnert an den Schluss von Heinrich Manns „Untertan“.

Jetzt war es Hegelmaier, der ein Denkmal nach seinem Gusto setzte, noch teurer und größer, für sein Ebenbild, einen nationalkonservativen Choleriker:  Bismarck. Der eiserne Kanzler hatte auch den Heilbronner Demokraten Ludwig Pfau ins Gefängnis bringen lassen, wie es Theodor Heuss zeitlebens betonte, um nicht in die Bismarckverklärung hineingezogen zu werden.

Hegelmaier galt als der ‚kleine Bismarck‘ von Heilbronn. Der ehemalige Schüler des Karlsgymnasiums zog als Freiwilliger in den Krieg 1870/71, kam ordengeschmückt zurück und eiferte im herrischen Auftreten seinem Vorbild nach. Als Assessor am Heilbronner Gericht und bald schneidiger Staatsanwalt  machte er sich als ’scharfer Hund‘ einen Namen, der die Verfolgung der Sozialisten unterstützte. Das mochte manchem Fabrikbesitzer in der Stadt recht sein (es gab  in Heilbronn aber auch sozial engagierte Unternehmer wie den Silberwarenfabrikanten Bruckmann). Hegelmaier wurde auf seltsame Weise von konservativen Kreisen  zur Wahl aufgestellt: Hegelmaier weigerte sich lange, öffentlich aufzutreten. Die Geldgeber bewarben also wochenlang ein Phantom. Eine ständige Flut von Flugblättern und Anzeigen in den Zeitungen machten für den Unsichtbaren Werbung.  Der Unsichtbare sagte die Kandidatur ständig ab und wieder zu, was wie eine Farce wirkte, aber als Spektakel die Neugierde weckte. Erst am Sonntag vor der Wahl trat Hegelmaier ein einziges Mal in der Harmonie öffentlich auf – und gewann dann überraschend mit 78 % der Stimmen  – 1884 gewählt zum Oberbürgermeister auf Lebenszeit, wie es damals im monarchistischen Ländle üblich war. Für den kurzen Augenblick der Euphorie des Wahlsieges war Hegelmaier ‚Volksheld‘ – um sich danach im Amt bald unbeliebt zu machen.

Aus Protest wählten die Heilbronner ein Jahr später  (erstmals im Königreich)  einen Sozialdemokraten  in den Gemeinderat: Gustav Kittler. Hegelmaier hatte ihn einst als Staatsanwalt verhaften lassen.

Gustav Kittler nannte Hegelmaier den kleinen Bismarck, der „mindestens so gewalttätig und womöglich noch skrupelloser war wie der Große“.

Der Historiker Bernhard Müller versuchte Hegelmaiers tyrannische Herrschaft im Rathaus genauer zu beschreiben – die Methoden sind teils erstaunlich banal und vertraut. Wie ein autoritärer Schulrektor kontrollierte er die Sitzungen, in dem er  Themen nicht auf der Tagesordnung zuließ oder ans Ende setzte und abwürgte. e2

Noch während man das Bismarckdenkmal  plante, wurde Hegelmaier seinem Ruf gerecht und prügelte sich mit dem Bürgermeister von Abstatt, machte  1898 mit einer  Massenschlägerei auf dem Marktplatz Schlagzeilen,  Hegelmeier war von der Landbevölkerung in den Reichstag gewählt worden und er wollte es auf seine Art und Weise feiern. Das Stadtarchiv schreibt dazu: „Obwohl Hegelmaier selbst nach seiner Siegesfeier im Ratskeller in betrunkenem Zustand die Gewalttätigkeit auslöste, indem er wild um sich schlug, als er persönlich die Demonstranten auf dem Heilbronner Marktplatz vertreiben wollte – und dabei auch einen eigenen Parteifreund verletzte -, wurden 30 bis 40 Anhänger der Sozialdemokraten verhaftet.“ e1

Lärmten andere, wurde Hegelmaier grantig. Er verbot 1901 den Heilbronner Herbst wegen groben Unfugs. Er ging den Heilbronnern so lange auf die Nerven, bis sie ihn 1903 mit einer saftigen Pension in den Ruhestand lockten,  was er später mit Reimen erwidert haben soll: „Leck mich am Arsch , du Stadt der Krämerseelen.“

Postkarte zu den Wahlunruhen 1898

StA Hn

Hegelmaier hatte mehr Glück mit dem Wetter: Einweihung des Bismarckdenkmals 1903

Atelier Fleischmann, 1903, StA Hn, CC BY SA 3.0

Die Lobrede auf Bismarck hielt Professor Lechler vom Karlsgymnasium. Der Vater  von Theodor Heuss, Bismarckgegner, der seine Kinder auf  diese Schule schickte,  sah  Ende des 19. Jahrhunderts mit Sorge, wie seine Söhne mit Begeisterung für die Flotten- und Kolonialpolitik aus der Schule kamen.

Der bohrende Blick des eisernen Kanzlers traf die Besucher, die vom Bahnhof kamen.

Postkartensammlung StA Hn, CC BY SA 3.0

Die Jugendstil-Göttinnen wurden in der Nachkriegszeit mit dem Ehrenhof demontiert – nur den zornigen Alten wollte man behalten.

Postkartensammlung StA Hn, CC BY SA 3.0

Für Heldendenkmäler war Geld da, für eine Kläranlage nicht. Ludwig Heuss stank es gewaltig. Nachdem er als Leiter des Tiefbauamtes 1899/1900 wieder eine Abfuhr für seine Vorschläge zur Abschaffung von Plumpsklo und Jauchegrube in der Stadt erhielt, war er mit den Nerven am Ende – jetzt war es Ludwig Heuss, der in die Nervenanstalt kam. Im Jahr der Einweihung des Bismarckdenkmals starb er in der Anstalt.

Eine wiederentdeckte Aufnahme aus den Glasplatten der Gebrüder Metz zeigt hinter dem Bismarckdenkmal den weniger glanzvollen Gossenausgang des Kirchbrunnens.

Gebr. Metz, Haus der Geschichte, Ausschnitt, Bildpate Franz Czubatinski

Ist das Haus mit der großen Öffnung die Hohkrähe? Diese wurde im Jahr 1400 erbaut, darunter floss der Kirchbrunnen in den Neckar. Vor der Hohkrähe stadtwärts stand das einzige öffentliche Pissoir über dem Kirchbrunnenbächlein. Dabei war die natürliche Spülung, der  Kirchbrunnenbach selbst, längst versiegt, seit Mitte des 19. Jahrhunderts die wachsende Industrie das Grundwasser anbohrte und der sinkende Spiegel den Brunnen austrocknen ließ, der im Mittelalter noch 14 Liter in der Sekunde spendete, aber bereits 1856 ganz austrocknete und bald zugeschüttet wurde. Die Heilbronner  lebten dann noch hundert Jahre mit Jauchegruben , erst in den 50er Jahren des 20. Jahrhunderts wurde langsam die ganze Stadt mit Klosetts,Spülung und Abwasserkanalisation versorgt.

Passend zum besonderen Odor der Stadt wählte Hegelmeier 1903 auch seinen Abschied: Nachdem er seine Amtszeit mit dem Bismarck-Denkmal krönen konnte, sollte er einige Wochen später der Legende nach seinen Abgang mit  Götz von Berlichingen verewigt haben:

Leck mich am Arsch, Du Stadt der Krämerseelen,

aus Dir blas ich heut meinen Abschiedsmarsch.

An Narrenstreichen wird es Dir wohl niemals fehlen,

dafür an Licht – leb´ wohl! Ade!
Leck mich am Arsch.

Mein Empfang war wohl zu überschwenglich,

mein Abschied darum sicher etwas barsch!

Das kommt davon: wir kannten uns zu wenig.

Ade! Leb´ wohl!
Leck mich am Arsch!

um 1897 bis 1900,  StA Hn, CC BY SA 3.0

Oben: Zeichnung ‚die Weinprobe‘ –  Hegelmaier, zweiter von rechts, stand gerne im Mittelpunkt.  Ludwig Heuss, zweiter von links, wartet auf seine Chance, die wohl nicht kam.

 

Nicht immer will man sich erinnern

Ein Denkmal für Ludwig Pfau: fast wäre es 1900 dazu gekommen – viele Bürger in Heilbronn sprachen sich dafür aus.  Doch noch war er nicht mehrheitsfähig. Da ging es ihm nicht anders als 100 Jahre später Walter Vielhauer, der Heilbronner Legende des Widerstands im III. Reich.  Beide waren dazu bereit, als Kriegsgegner ins Gefängnis zu gehen. Im Fall von Vielhauer bedeutete es  KZ.  Wie Ludwig Pfau blieb Vielhauer nach seiner Rückkehr eine respektierte, starke Stimme für den Frieden- aber nicht mehrheitsfähig. Die Vorschläge, Vielhauer mit einem Straßennamen zu würdigen, werden seit 30 Jahren abgelehnt. Damals wie heute: Die Stadt schafft sich damit ein Denkmal ganz anderer Art.

foto jp

 

Umso wichtiger, an die anderen Vorbilder der Stadt zu erinnern

 Walter Vielhauer   Hellmut Riegraf  Ludwig Pfau – Sascha und Karl Kaiser – Victoria Wolff

Mehr über die Geschichte des  Bismarckdenkmals in „Mut zur Erinnerung“ hier

Neue Vorschläge zum Bismarckdenkmal hier

 

Fußnoten

Max Rosengart betreute den Nachlass seines Freundes Ludwig Pfau, wie bei Franke berichtet wird.

e1: Leben von Gustav Kittler im Stadtarchiv hier 

siehe auch „Trau ! Schau! Wem? – Dokumente zur Geschichte der Arbeiterbewegung im Raum Heilbronn /Neckarsulm“, Distel Verlag 1994, Hrsg. IGM Metall

e2: siehe heilbronnica 6, Beiträge zur Stadt und Regionalgeschichte, „Dem Fortschritt die Hand reichen“, Paul Hegelmaier, Oberbürgermeister im Kaiserreich (1884-1904), Seite 264 „Der Oberbürgermeister benützte § 5 („Der Vorsitzende eröffnet und schließt die Sitzung und leitet die Verhandlungen“) als Mittel, seine Machtstellung und Unabhängigkeit vom Gemeinderat zu betonen. Spontane Wortmeldungen und Anfragen wurden unterbunden („gehört nicht zur Tagesordnung“ …) oder auf den Schluß der Sitzung verschoben “ und dann ganz abgewürgt, wie bei seiner Rückkehr 1894 (Seite272), klassische „Geschäftsordnungstricks“ wie es Müller nennt.

e3: aus „Geschichte und Schicksal der Juden von Heilbronn“ von Hans Franke. Im Zitat von Manfred Scheuer, der das jüdische Leben in Heilbronn in den Jahrzehnten vor 1933 hier in Erinnerung ruft, ist vermutlich der Verein ‚Harmonie‘ gemeint, nicht der Bau der Harmonie im Allgemeinen, in dem durchaus Veranstaltungen von und mit der jüdischen Gemeinde belegt sind, so zum Beispiel ein begleitender Festakt zur Einweihung der Synagoge.

S. 256 „Er neigte im Umgang mit den Beamten und dem Gemeinderat zum Kommandostil“

e4: im Handelsregister findet sich der Eintrag von 1896 bis 1909 einer Kommanditgesellschaft Arbeiterbund Heilbronn, Gustav Kittler & Cie., Heilbronn (Archiv Ludwigsburg).  1905 zog Gustav Kittler nach Stuttgart, kam aber bald nach Heilbronn zurück, gehörte insgesamt 35 Jahre dem Gemeinderat an. Das Geschäft des Arbeiterbundes wirbt hier in der Aufnahme um 1905 mit dem Hinweis, es sei der älteste und größte Konsumladen Heilbronns. Im Adressbuch 1893 erscheint der Laden noch nicht am Platz, sollte das Geschäft bereits älter sein, war es vermutlich erst 1896 von anderer Stelle hier an den Marktplatz gezogen, in der neuen Gesellschaftsform unter Gustav Kittler ab 1896.


Gustav Kittler
auf Wikipedia, Paul Hegelmaier auf wikipedia

„Trau, Schau, wem?“, Stadtarchiv Heilbronn

Roland Rösch, „Hier stinkt’s“, Heilbronner Latrinengeschichte von 1800 bis 1950

Manfred Scheuer in ‚Geschichte und Schicksal der Juden von Heilbronn‘ von Hans Franke.

Marbacher Magazin, 67 / 1994, Ludwig Pfau, ein schwäbischer Radikaler, bearbeitet von Michael Kienzle und Dirk Mende.

 

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