Fragen bleiben offen

Was verband Albert Speer und Karl Epting freundschaftlich? Karl Epting, bekannt als Rektor des Theodor-Heuss-Gymnasiums in Heilbronn in den Jahren 1960-1969, besuchte gemeinsam mit Albert Speer nach dessen Haftentlassung ein Konzert in der Harmonie in Heilbronn. Die Journalistin Brigitte Fritz-Kador berichtet Zeitsprünge, dass sie selbst vor Jahrzehnten bei dem Konzert zugegen war. Was verband Speer und Epting, die doch im Dritten Reich weit entfernt voneinander arbeiteten, Speer mit Schwerpunkt in Berlin und Epting in Paris?

Speer und Hitler 1942 ADN-ZB/Archiv 2938-43, Bundesarchiv CC BY Sa 3.0

Beide kannten sich bereits vor 1933 aus dem Sohlbergkreis, berichtet Fritz-Kador. Bei Prestigeprojekten wie der Arnold-Breker Ausstellung in Paris 1942 zogen sie an einem Strang.600 Darüber hinaus: Speer und Epting waren beide tief in Raubkunst verstrickt. Hier gab es eine Vielzahl von Akteuren: Frühstarter und ‚Freibeuter‘451 wie Karl Epting und Otto Abetz von der deutschen Botschaft in Paris, Görings Stab Rosenberg und halbseidene Kunsthändler. Auch für Raubkunst waren zur Scheinlegalisierung oft Papiere und Genehmigungen notwendig, was ein Netzwerk gegenseitiger Abhängigkeit und Verpflichtungen schaffen konnte. Speer selbst verkaufte seine Sammlung erst 1981 anonym für eine Millionen Euro, wie posthum bekannt wurde.

Doch für eine engere, direkte Zusammenarbeit von Speer und Epting auf diesem Gebiet gibt es zunächst keine Hinweise. Ein gemeinsamer Bekannter war Hitlers Kunsthändler Karl Haberstock, der zeitweise meisterhaft und diskret die Scheinlegalisierung betrieb. Haberstock hatte als Hitlers persönlicher Kunsthändler die notwendige Protektion446, er verkaufte auch an Göring und Goebbels und sollte das Führermuseum in Linz mit Einkäufen aus Frankreich und anderen besetzten Ländern füllen. Seine Expertise nutzte Goebbels, um die gesetzliche Grundlage für die Beschlagnahmung und Verwertung von ‚entarteter‘ Kunst zu schaffen445, die wohl auch Epting reichlich nutzte. Zu den aggressiven Kunstraubzügen von Epting und Abetz vor allem zu Beginn der Besatzungszeit in Frankreich wurde bereits in der Studie Mut zur Erinnerung auf Zeitsprünge berichtet. Aber Haberstock ging nicht so brachial vor wie Epting. Haberstock kam erst im Oktober 1940 nach Paris, als Epting bereits das meiste dazu an den Stab Rosenberg abgeben musste und das Regime sich nachträglich bereits viele neue Verordnungen zur ‚Legalisierung‘ für das Unrecht gezimmert hatte. Haberstock konnte (die Macht im Rücken) teils mit Verfolgten ‚günstige‘ Verträge schließen. Notverkäufe dieser Art werden heute als illegale Erwerbungen eingeschätzt. Der Begriff ‚Raubkunst‘ gleitet in diesem Sumpf häufig in relativierende Anführungsstriche (dem Recht nach bleibt es Raubkunst, da es verfolgungsbedingt zustande kam453).

Vieles, was Epting zu Beginn der Besatzung beschlagnahmen und sichern ließ, aber noch nicht abtransportieren konnte, übernahm Görings Stab Rosenberg und kam erst später in die Hände kollaborierender Kunsthändler. Man fischte im gleichen Teich, aber mit Abstand. Direkte Begegnungen von Haberstock und Epting sind selten belegt, im Mai 1942 finden sich beide nebeneinander auf der Gästeliste zu einem Arnold Breker-Abend im Hotel Ritz in Paris. Speer, seit Februar Rüstungsminister, kam auch nach Paris und wurde wie Göring aus Sicherheitsgründen nur nachts durch die Ausstellung geführt.452

Bei Kunsthändler Haberstock wurden Kunstwerke aus ehemals jüdischem Besitz ‚legal‘ käuflich. Dort kaufte Speer. Schon gegen Kriegsende wanderte Speers Sammlung in Verstecke. Im Jahr 2006 wurde bekannt, dass Albert Speer diese Werke im Mai 1981 unter Geheimhaltung für eine Millionen DM verkaufte. Nicht einmal seine Frau wusste davon. Professor Hanstein vom Kölner Auktionshaus Lempertz, der die Verkäufe für Speer abwickelte, berichtet gegenüber dem ZDF, Speer habe mit seinem Partner Robert Frank, der die Werke erst spät aus den wechselnden Verstecken holte, die bis Mexiko reichten, „Halbe-Halbe“ gemacht. Das Auktionshaus hat die Geldbündel in bar an Speer überreicht. 

Man kann den Film in voller Länge hier sehen.444

Wie die weiteren Lebensumstände zeigten, war die Geschichte für Speer nicht nebensächlich. Die Witwe Speers in Heidelberg wunderte sich nach dem Tod Speers, wo das Geld geblieben war. Prof. Hanstein vom Kölner Auktionshaus, der sich rechtfertigen musste, verwies auf die Geliebte von Albert Speer in London448. Speer hatte seine ganz eigene Art, die Erlöse aus dem Verkauf der Raubkunst zu feiern. Im September 1981 war er von der BBC eingeladen, um über das Thema Raubkunst zu sprechen. Er kam nach London, wohl um im Fernsehen seine Reue zu zeigen, was alles Schreckliches mit Raubkunst im III. Reich geschehen ist. Über seine jüngsten Erlöse aus alten Verstecken schwieg er. Am Abend gab es Sekt für die Geliebte im Hotelzimmer. Bekannt wurde es nur durch einen Zufall: In dieser Nacht starb er im Bett der heimlichen Liebesnacht.

Epting hat mit seinen Raubzügen in der Besatzungszeit nicht nur ‚dem Führer gedient‘, sondern auch Kunst für den Eigengebrauch abgezweigt, seine Dienststelle dekoriert oder spekuliert, wie mit Werken der ‚entarteten Kunst‘ (siehe Mut zur Erinnerung). Das prominente Netzwerk guter Kontakte half dabei, doch man konkurrierte teils auch erbittert und suchte verlässliche Partner. Gab es nach 1945 dazu noch eine Fortsetzung, siehe Speer?

Epting zog 1944 aus Paris ab. Was geschah mit den Resten an Raubkunst, das noch in der Botschaft gelagert oder Diensträumen genutzt war? Wurde alles dem Stab Rosenberg übergeben?

Die Wege von Epting führten zuerst nach Berlin, Speers Hauptstadt, anschließend nach Sigmaringen in Württemberg, wohin die französischen Kollaborateure geflüchtet waren. Berichte nennen in Sigmaringen erhebliche Kunstschätze: 180 Gemälde, die zwischen Frankreich und Deutschland bewegt und vom französischen Militär nach Kriegsende unter ERR dokumentiert wurden (Stab Reichsleiter Rosenberg)449. In den Salzbergwerken bei Heilbronn in Württemberg war auch eines der größten Kunstlager. 

Kunst illegaler Herkunft landete im 2. Weltkrieg auch im Salzbergwerk Kochendorf und Heilbronn, darunter Werke von Bruegel, Rubens, Monet, Renoir, Utrillo, Courbet – einiges davon bereits 1941 illegal in Frankreich erworben, wie aus einem Bericht von Stadthistoriker Christhard Schrenk hervorgeht.319 Von wem? Illegales Lagergut im Bergwerk stammte aus verschiedenen Ländern, doch ein hochkarätiger Schwerpunkt davon wohl aus Frankreich. Welche Geschichte steckt hinter dieser Raubkunst? In der großen Forschungsarbeit von Christhard Schrenk „Schatzkammer Salzbergwerk“ befassen sich von über 400 Seiten nur knapp vier Seiten mit illegalem Lagergut. Nachdem die Städte in Deutschland im Verlauf des Krieges immer mehr bombardiert wurden, strömten tausende Kisten legales Kulturgut aus dem eigenen Land in die weitläufigen Räume des Salzbergwerks. So wurde später das illegale Lagergut (scheinbar) zur Randnotiz. Bei 20000 Kisten im Salzbergwerk waren am Ende nur 2% der Kulturgüter illegaler Herkunft, wie Christhard Schrenk betont.

Bei 20000 Kisten im Bergwerk sind auch zwei Prozent noch viel Holz. Dabei ist es nicht nur eine Frage der Masse, denn darunter befanden sich auch Meisterwerke von Bruegel, Rubens, Monet, Renoir, Courbet und anderen – zu bedeutend, um sie als unwichtige Randnotiz abzuschreiben. Wie kamen sie von Frankreich und anderen Orten nach Heilbronn? Die Zahlenangaben von Schrenk sind im Übrigen zu hinterfragen, denn die 1300 Kisten aus Straßburg603 zählt er wohl nicht zum illegalen Lagergut, doch Straßburg und Elsass waren zu Kriegsende nicht mehr Reichsgau. Alles auf die rechte Rheinseite zu schaffen, deckte sich mit dem Auftrag des Regimes, Kulturgut aus dem Elsass zu sichern und dem Feind zu entziehen.

Im Buch “Schatzkammer Salzbergwerk” werden in knapper Form einige nähere Anlieferer von illegalen Gütern genannt, so die Kunsthalle Karlsruhe, die Kölner und Krefelder Bestände – aus den letzten beiden stammen wohl die Werke aus Frankreich. Welche weitere Geschichte steht dahinter?

Das Auktionshaus Lempertz, das so diskret Speers Sammlung in der Nachkriegszeit verkaufte, war übrigens schon vor 1945 aktiv, so bei der Zwangsversteigerung von Kunstwerken des jüdischen Händlers Walter Westfeld im Jahr 1939, der wegen ‚Rassenschande‘ und Devisenvergehen verfolgt wurde. Westfeld starb in Auschwitz. Auch in der Staatsgalerie Stuttgart wurde 2009 Raubkunst von Westfeld gefunden443. Josef Hanstein, der Galerist von Lempertz im III. Reich, wurde 1942 von der Gestapo wegen „allzu großer Judenfreundlichkeit“ zeitweise inhaftiert, so ist die Rolle der Galerie vermutlich komplizierter und schwerer zu beurteilen, als es auf dem ersten Blick erscheint. Nach dem Krieg hatte Lempertz neben Werken von Speer auch einmal Kunst aus der Sammlung Göring versteigert447.

Lempertz hatte vor 1945 den Sitz in Bonn und gehörte im Salzbergwerk in Heilbronn daher vermutlich nicht zu den „Krefeldern und Kölner Beständen“.

Ein Gemälde von Rubens im Salzbergwerk Heilbronn kam von der Kunsthalle Karlsruhe und stammte aus (regionalem?) jüdischem Besitz, wie bei Schrenk berichtet wird. Wer war der rechtmäßige Besitzer, von wem und unter welchen Umständen wurde es illegal erworben?

Einige illegale Kisten mit wertvoller Inneneinrichtung aus Frankreich werden einem Kölner Kunsthändler Georg Fahrbach zugeordnet. 319-2

Die Spur von Raubkunst aus Frankreich kann in vielen Fällen über kollaborierende und kompromittierte Kunsthändler weiter über den Stab Rosenberg ab Herbst 1940 auf die Anfänge von Karl Epting und Otto Abetz ab Juli 1940 zurückgehen.

Der Einfluss von Epting und Abetz auf die Geschichte des Kunstraubes in Frankreich ist nicht zu unterschätzen. Epting war der erste, der mit Abetz kurz nach der Besetzung 1940 systematisch Razzien in den jüdischen Galerien unternahm, Beschlagnahmung und Zwangsverwaltung einleitete, die Sicherstellung und Bestandaufnahmen der Kunstschätze in den Museen und Schlössern begann, Beute aus den Schlössern Rothschilds wegschleppte und Kunstraub als „Reparationsleistungen“ für richtig hielt.

In jedem Fall sollte es die Forschung zum Lager im Salzbergwerk Heilbronn nicht bei „Randnotizen“ zu illegalen Meisterwerken aus Frankreich belassen, sondern ihre weitere Geschichte erhellen.

Ein Bild erzählt Geschichte

Oben: „Landschaft mit brennender Stadt“ von Herri Met de Bles aus dem Jahr 1500.

Dieses Gemälde aus Görings Sammlung in Carinhall landete nach Kriegsende unter nicht geklärten Umständen bei einem ehemaligen Schüler des Heilbronner Realgymnasiums, Siegfried Aram, der es 1946 in New York verkaufte. Kurz nach dem Einmarsch in die Niederlande kam dieses Werk durch einen umstrittenen Verkauf in den Besitz Görings.324

Der Kunsthändler Siegfried Aram stammte aus einer führenden Heilbronner Familie, die das Stadtbild mit den schönsten Bauten am Kiliansplatz und der Kaiserstraße wesentlich prägte. Sein Großvater Adolf Grünwald ist mit den legendären Bauten an der Kaiserstraße 40 und 27 verbunden, sowie weiteren prägenden Bauten der oberen Kaiserstraße. Sein Enkel Siegfried Aram war ein Freund der Bauhaus-Avantgardisten Oskar Schlemmer und Hans Hildebrandt, er war wie seine ganze Familie sehr für die Kunst engagiert. Siegfried Aram war bereits Jahre vor der Machtergreifung antisemitischen Verfolgungen ausgesetzt und verließ Deutschland bereits 1930 und gründete später in New York eine Kunstgalerie. Sein Onkel Heinrich Grünwald in Heilbronn war zeitweise Partner von Galerien in Paris und Berlin. Grünwald, der mit der Machtergreifung der Nazis flüchten musste, besaß eine große Kunstsammlung in Heilbronn, über deren Verbleib kaum etwas bekannt ist. Heinrich Grünwald engagierte sich im Verein zur Abwehr des Antisemitismus Heilbronn und war deshalb den Nationalsozialisten besonders verhasst. Er floh nach 1933 und starb verarmt in Südfrankreich. Was ist mit seiner Kunstsammlung geschehen?

Bei dem Gemälde der brennenden Stadt hatte Siegfried Aram 1946 sicher auch seine Heimatstadt Heilbronn vor Augen, die zwei Jahre zuvor in Flammen aufging, darunter auch die großartigen Gebäude seiner Familie und seiner Kindheit. Das Gemälde sollte von Carinhall ins Bergwerk gebracht werden, vermutlich zuerst nach Berchtesgaden, wo es nicht ankam.

Der Film Monuments Men behandelt die Rettung von Kulturgütern aus Bergwerken wie Heilbronn und Altaussee. Eines der Hauptwerke, dessen Rettung im Film behandelt wird, ist der Genter Altar von Jan van Eyck. Karl Eptings Deutsches Institut in Paris half Göring beratend beim Kunstraub dieses Altars.279-3

Die Reichskanzlei beauftragte den Kunsthistoriker Buchner, den Genter Altar von Frankreich nach Deutschland zu schaffen. Buchner, der dem antisemitischen Kampfbund deutscher Kultur angehörte, verlor 1945 alle Ämter, doch kehrte 1953 als Generaldirektor der bayrischen Gemäldesammlung zurück und eröffnete 1957 mit Theodor Heuss die wiederaufgebaute Pinakothek. Nicht nur die Schulen hatten nach 1945 ein Problem mit den geschichtlichen Altlasten – es zieht sich durch alle Institutionen. Das alte neue Personal half nicht immer bei der Aufklärung und Aufbereitung – im Gegenteil. Die Berufung Buchners in Bayern war besonders tragisch, denn in München war die größte Sammelstelle für Raubkunst.

War Heilbronn hier ganz im Gegenteil ein leuchtendes Beispiel, in der die Aufarbeitung von Raubkunst besonders gut geglückt sei, ja eigentlich kaum existierte? Es bleiben Zweifel.

Neue Kapitel die Spur der Rubensbilder und die Raubkunstlisten

Fußnoten, Quellen

279-3 ebenda

Das Deutsche Institut in Paris 1940-1944 von Eckart Michels, Franz Steiner Verlag Stuttgart, 1993

Januar 1942 wurde im Karl Eptings Institut in Paris die neue Abteilung einer kunsthistorischen Forschungsstelle gegründet, in der Göring einen Berater und Agenten für Raubkunst fand, wie Michels berichtet.

Die neue Abteilung des Instituts wurde in Kooperation der Botschaft und des Instituts mit dem Reichsministerium für Erziehung, Wissenschaft und Volksbildung sowie der Kunstschutzabteilung der Militärverwaltung geschaffen, die einen Referenten als Mitarbeiter der neuen Abteilung des Instituts stellte, der den Kunstraub unterstützte (Hermann Bunjes), ganz im Gegensatz zu den eigentlichen Intentionen von Wolff Graf von Metternich also mehr der Praxis von Epting und Abetz entsprach. Diese hatten sich die kulturpolitische Leitung der neuen Abteilung bei der Gründung zusichern lassen.

Zitat aus dem Buch Seite 93-94:

„Neben der wissenschaftlichen Arbeit betätigte sich Bunjes aber auch als kunsthistorische Berater und Agent Görings in Paris, der diesen bei seinen Besuchen in der französischen Hauptstadt über die zu beschlagnahmenden Kunstwerke und die Frage des ob Transportes nach Deutschland beriet. Bunjes war damit das ‘schwarze Schaf’ des Referates Kunstschutz der Militärverwaltung. Im Gegensatz zu den anderen Mitarbeitern dieses Referates unter Graf Wolff Metternich, die eine völkerrechtswidrige Wegnahme französischer Kunstschätze durch die Botschaft, den Einsatzstab Rosenberg und Göring zu verhindern trachteten (…), leistete er dem Kunstraub durch sein Wissen Vorschub 262. Dabei richteten sich Görings und Bunjes Blicke 1942/43 insbesondere auf den sogenannten Baseler Alter, den Heinrich der Zweite 1020 der Baseler Kathedrale gestiftet hatte und der im 19. Jahrhundert vom Louvre erworben worden war, und auf den Genter Altar von Jan von Eyck, den die belgische Regierung 1940 der französischen zu Verwahrung übergeben hatte (..) Die deutschen Forderungen nach den beiden Altären fand bei Erziehungsminister Abel Bonnard, einem überzeugten Kollaborateur, dem auch die Direction des Beaux-Arts unterstand, Gehör. Er wollte die beiden Altäre Deutschland als Zeichen guten Willens überlassen. Man stellte ihm dafür die Entlassung französischer Deutschlehrer aus der deutschen Kriegsgefangenschaft in Aussicht. Allerdings kam es aufgrund der Kriegsentwicklungen nicht mehr zum Abtransport der Kunstwerke. Dazu Fußnoten: 262 Vergleiche grundsätzlich Bargatsky, Bericht über die Wegnahme. Bunjes als ‘schwarzes Schaf’ der Militärverwaltung: Walter Bargatsky, Hotel Majestic. Ein Deutscher im besetzten Frankreich, Freiburg/Basel/Wien 1987, S. 71 und 74 (…)
263 AN – 3W82 (Procés Bonnard) und F17/13368.

319

Schatzkammer Salzbergwerk, Seite 93-94, Christhard Schrenk, Stadtarchiv Heilbronn 1997

319-2

ebenda, Seite 93, Zitat:

“Die weiteren Untersuchungen zeigten, dass von den Beständen der Direktion der oberrheinischen Museen und der Kunsthalle Karlsruhe mehr als 150 Gemälde und fast 300 grafische Blätter illegal erworben worden waren 73. Am 11. Oktober 1945 gingen davon 101 Gemälde in 29 Kisten auf vier Lastwagen an die Kunstsammelstelle Wiesbaden. (…) im Anschluss daran wurde begonnen, die zweite Wiesbadener Sendung vorzubereiten. Hierfür wurden insbesondere die Krefelder und die Kölner Bestände durchsucht und dabei Gemälde von Auguste Renoir, Gustave Courbet, Claude Monet, Maurice Utrillo und anderen Meistern identifiziert, die 1941 in Frankreich erworben worden waren. Entsprechendes traf auf eine Sammlung (15 Kisten) von Marmor-Aufsätzen, Spiegeln, Vasen und Lampen zu, welche der Kölner Kunsthändler Georg Fahrbach in Frankreich gekauft hatte 76. Als gleichfalls unrechtmäßig wurden eine Kiste mit wertvollen Manuskripten und russischen Ikonen sowie Werke von Guido Reni, Jan Breugel, 77 und Peter Paul Rubens eingestuft.”
Anmerkungen dazu:
73 ein genaues Verzeichnis dieser Werke – Z. B. Aus dem ehemaligen Besitz von Siegfried Reiss – ist erhalten geblieben: HStA Stuttgart, RG 260 OMGWB 12/8-3/13 (3 of 6; 4 of 6)
74 StA Ludwigsburg, EL 402 Heilbronn lfd. Nr. 238, Berichte an MFA & A: Weekly MFA & A Report vom 18. Oktober 1945.
75 HStA Stuttgart, RG 260 OMGUS 3/438-1/11 (2 of 2): MFA & A Collecting Point Report for the Month of March, 28. März 1946

76 StA Ludwigsburg, EL 402 Heilbronn lfd. Nr. 238, Reports: Special Report of the Collecting Point Repository at the Heilbronn und Kochendorf Salt-Mines vom 15. Februar 1946.

77 Dabei handelt es sich um das Werk “ Der Zehentgroschen“, StA Ludwigsburg, EL 402 Heilbronn lfd. Nr. 309: Report of Property Transactions vom 18.Juni 1947

319-3 der Kunsthandel Georg Fahrbach in Köln existiert seit 125 Jahren. In der Selbstdarstellung heißt es noch heute: „Seit über 125 Jahren restaurieren wir fachgerecht und sorgfältig antike Möbel und handeln mit erlesenen Antiquitäten aus der Zeit Ludwig des XV. bis zum ausgehenden 19. Jahrhundert.“

324

„Landschaft mit brennender Stadt“ von Herri Met de Bles aus dem Jahr 1500.

siehe Bosten Fine Arts Museum, Eintrag zu „Landscape with burning city“, 1500, Informationen zur Provenance, http://www.mfa.org/collections/object/landscape-with-burning-city-32987

In den letzten Wochen des Dritten Reichs wollte Göring das Gemälde wie andere Teile seiner Sammlung nach Berchtesgaden bringen lassen, auf dem Weg wurden Teile der Transporte von Alliierten abgefangen, Teile gelten vermutlich wegen Plünderungen u.a. als vermisst, ungeklärt auch die Odyssee dieses Gemäldes. Siegfried Aram will es von einem New Yorker Restaurator erhalten haben, auf Nachfrage soll er widersprüchliche Informationen zur Herkunft erhalten haben, die  als fingiert (wörtlich “fabricated”) eingestuft werden, wie das Boston Fine Arts Museum mitteilt, in deren Sammlung sich das Gemälde ungeklärter Provenance derzeit  befindet. 324

443 siehe Deutsches Zentrum für Kulturverluste, Datenbank (lostart.de) Einträge zu Westfeld, Walter sowie Auktionskatalog Lempertz von 12.12. 1939

444 Speers Täuschung, Dokumentarfilm, Uli Weidenbach, ZDF, 2011

Zu Auktionshaus Lempertz siehe Firmenhomepage und  Firmengeschichte auf  Wikipedia

445 Karl Haberstock als Kunsthändler der Naziführer von Jonathan Petropoulos in „Überbrückt. Ästhetische Moderne und Nationalsozialismus. Kunsthistoriker und Künstler 1925-1937″, Hrsg.  Eugen Blume, Dieter Scholz, Köln 1999, S. 260

Nachdem auf Führerbefehl in Museen und staatlichen Sammlungen ‚entartete‘ Kunst beschlagnahmt wurde, sollte nachträglich eine gesetzliche Grundlage dafür geschaffen werden. Goebbels nutzte dabei  die Expertise von Haberstock für seine Initiative für das  „Gesetz über Einziehung von Erzeugnissen entarteter Kunst“ vom 31. Mai 1938. Es  ermöglichte den rückwirkenden und entschädigungslosen Einzug von ‚entarteter‘ Kunst,  die zuvor aus Museen oder öffentlich zugänglichen Sammlungen beschlagnahmt worden war.

Siehe auch  Restitution ‚Entarteter Kunst‘ – Sachenrecht und Internationales Privatrecht. Hans Hennig Kunze, Berlin 2000, S 43

446 Horst Keßler: Der Kunsthändler als Opportunist – Karl Haberstock im „Dritten Reich“. In: Maike Steinkamp, Ute Haug (Hrsg.): Werke und Werte – Über das Handeln und Sammeln von Kunst im Nationalsozialismus. Berlin 2010, S. 26.

Um gegenüber allen Seiten abgesichert zu sein, Kunstschutz der Wehrmacht, Stab Rosenberg, der Göring unterstand u.a., wurde Haberstock mit Unterstützung Hitlers mit allen wichtigen Papieren ausgestattet, Spezialernennung zum Berater des Direktors für den Sonderauftrag Linz, ein Schreiben des Adjutanten der Wehrmacht, einen von Göring unterzeichneten Brief und ein Schreiben des Oberkommandierenden der Kunstschutz-Division der Streitkräfte in Frankreich. Damit konnte er in Frankreich freier agieren als die meisten anderen,  konnten Lieferungen und Reisen einfacher abgesichert werden.

447 Spiegel Online vom 3.9.2007, Kunst und Kriegsverbrecher, von Stefan Koldehoff

Zitat: Hermann Göring hatte das „Stillleben mit Früchten und Wild“ 1941 aus der Pariser Sammlung Edgar Stern beschlagnahmt. Einen Monat später übernahm Karl Haberstock das Bild, und um 1968 erwarb es dann ein amerikanischer Privatsammler von Karl von Pöllnitz. (Zitat Ende)

448  Interviewaussage von Prof. Hanstein  im Dokumentarfilm „Speers Täuschung“ von Uli Weidenbach, ZDF, 2011 sowie Spiegel Online vom 3.9.2007, Kunst und Kriegsverbrecher, von Stefan Koldehoff , Zitat: “ Das Geld habe Speer in bar erhalten, offenbar an der Familie vorbei, um davon seine heimliche Geliebte zu finanzieren: „Nein, er hat nie eine Unterschrift geleistet“, erinnert sich Hanstein. Knapp eine Million Mark flossen auf diese Weise in Speers Kasse. Nach Speers Tod meldete sich dessen Witwe bei Hanstein und fragte, wo denn das ganze Geld aus den Kunstverkäufen geblieben sei.“

449

RECONSTRUCTING THE RECORD OF NAZI CULTURAL PLUNDER
A SURVEY OF THE DISPERSED ARCHIVES OF THE EINSATZSTAB REICHSLEITER ROSENBERG (ERR)

Patricia Kennedy Grimsted, In association with the International Institute of Social History (IISH/IISG), Amsterdam,
and the NIOD Institute for War, Holocaust and Genocide Studies, Amsterdam,
with generous support of the Conference on Jewish Material Claims Against Germany
(Claims Conference) (c) 2011

2.1.1.2 Karton RA 218, Folder 6

450

Art of Defeat: France 1940 – 1944, von Laurence Bertrand Dorléac, Getty Research Institute, 2008, Los Angeles

Kapitel Parisien High Society

In einem Empfang zu Arnold Breker im Hotel Ritz am 14. Mai 1942 findet sich Haberstock direkt neben Epting auf der Gästeliste. Fußnote 71

451

Graf Metternich vom Kunstschutz der Wehrmacht bezeichnete Epting und Abetz als moderne Freibeuter in seinem Tätigkeitsbereicht, siehe: Annäherung an Frankreich im Dienste Hitlers, Roland Rey, Zitat zu „Freibeuter“ Seite 344, dazu Quellenangabe Anmerkung 24, Metternich, ‘Über meine Tätigkeit“, pag. 11ff.

452

„Auch im Kriege schweigen die Musen nicht – Die deutschen wissenschaftlichen Institute im Ausland“, Frank Rutger Hausmann, Vandenhoeck & Ruprecht, 2002, Seite 126

453

Rechtlich wird unter verfolgungsbedingtem Entzug nicht allein die Wegnahme oder Beschlagnahme gefasst, sondern auch die Weggabe aus Verfolgungsgründen. Bereits in der direkten Nachkriegs- und Besatzungszeit in Deutschland trug die alliierte Gesetzgebung insbesondere mit dem Militärregierungsgesetz Nr. 59 dem Umstand Rechnung, dass verfolgte Personengruppen bereits ab 1933, nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten, in Zwangslagen gerieten und nicht frei über ihr Vermögen verfügen konnten. So kann auch der Verkauf von Kunstwerken zur Bestreitung des Lebensunterhaltes nach Wegbrechen existentieller Grundlagen oder zur Finanzierung der Emigration, sogenannte Fluchtverkäufe, als Raubkunst bewertet werden.

600 Brigitte Fritz-Kador, „History Heilbronn“, Rubrik Politik und Gesellschaft, Hanix  Nr. 57, Oktober/November 2018, Seite 28-32. Zur  Mitgliedschaft Speers im Sohlbergkreis siehe Seite 30. Zur Breker-Ausstellung in Paris wird dabei die Neuerscheinung von Patrick Neuhaus erwähnt: „Die Arno Breker-Ausstellung in der Orangerie Paris 1942: Auswärtige Kulturpolitik, Kunst und Kollaboration im besetzten Frankreich“ Verlag Patrick Neuhaus,  April 2018

Quellen aus späteren Kapiteln, die an Einzelstellen in der Überarbeitung dieses Kapitels einflossen:

601 „Praktisch zertrümmert“ von Monika Tatzkow, aus: Arisierung und Wiedergutmachung in deutschen Städten, Köln, Weimar, Wien, Böhlau 2014, S. 261-283

602 Raub und Restitution: Kulturgut aus jüdischem Besitz 1933 bis heute

Herausgegeben von Inka Herz im Auftrag des jüdischen Museums Berlin und des Jüdischen Museums Frankfurt am Main, 2008

603 Die Straßburger Museen in der Zeit von 1940-1944: Rückführung, Ankauf und Bergung von Kunstwerken unter Kurt Martin, von Tessa Friederike Rosebrock, Jahrbuch der staatlichen Kunstsammlungen in Baden-Württemberg, 2006, Seite 99-122

604 Zwischen ideologischen und baulichen Zusammenbruch: die Kunsthalle im Nationalsozialismus, von Tessa Friederike Rosebrock, aus: „Bauen und zeigen: aus Geschichte und Gegenwart der Kunsthalle Karlsruhe“, Hrsg. Regine Hess, Staatliche Kunsthalle Karlsruhe, 2014, Seite 234-255

605 „Es ist nicht alles deutsch, was glänzt“ von Anja Heuß, aus: Das Geschäft mit der Raubkunst: Fakten, Thesen, Hintergründe, hrsg. von Matthias Frehner, Verlag Neue Züricher Zeitung, Zürich, 1998, Seite 111-114

606 „Die Vernichtung jüdischer Sammlungen in Berlin“ von Anja Heuß, aus: Das Geschäft mit der Raubkunst: Fakten, Thesen, Hintergründe, hrsg. von Matthias Frehner, Verlag Neue Züricher Zeitung, Zürich, 1998, Seite 97-103

607 „Der Wind hat sich gedreht“ von Anja Heuss, aus Newsletter zu Geschichte und Wirkungen des Holocaust,

608„Die Beuteorganisation des Auswärtigen Amtes: das Sonderkommando Künsberg und der Kulturgutraub“, von Anja Heuß, aus: Vierteljahreshefte für Zeitgeschichte, im Auftr. des Instituts für Zeitgeschichte, München, De Gruyter Oldenbourg, 1998, S 535-556

609 „Die Gruppe Archivwesen im Spannungsfeld von Archivschutz und Kunstraub“ von Anja Heuss, aus: Pariser historische Studien, deutsch-französische Kultur und Wissenschaftsbeziehungen im 20. Jhd.: ein institutionengeschichtlicher Ansatz, München 2007, Oldenbourg Verlag, S. 155-166

610 „Fluchtgut, eine Forschungskontroverse“ von Anja Heuß und Sebastian Schlegel, aus: Jahrbuch / Klassik Stiftung Weimar, Göttingen 2018 Wallstein Verlag, S. 203-226

611 „Die Staatsgalerie Stuttgart in der Zeit des Nationalsozialismus“ von Anja Heuss, Jahrbuch der staatlichen Kunstsammlungen in Baden-Württemberg Jahrgang 2015 Band 2013 Heft 14 Seite 47-58

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